Das Fernsehverhalten ändert sich durch Online-Angebote und den Trend zum Second Screen dramatisch. Wenn es nach dem Brancheninsider Henry Blodget geht, steht dem TV-Geschäft eine düstere Zukunft bevor.

Der Trend zum Second Screen wird in der TV-Branche derzeit heiß diskutiert. Während viele Programmanbieter darin vor allem Chancen für die zukünftige Vernetzung verschiedener Medien sehen, gibt es jedoch auch kritische Stimmen. Henry Blodget, Chefredakteur des amerikanischen "Business Insider", sieht die Vorboten für den Kollaps des klassischen Fernsehens bereits am Horizont aufziehen.

Das böse Omen für den Niedergang des klassischen Fernsehens sieht Blodget in den traditionellen Tageszeitungen. Diese seien durch das Aufkommen des Internets in eine schwere Krise geraten, die zum Niedergang zahlreicher Publikationen geführt hat und einen generellen Bedeutungsverlust für die Printmedien nach sich zog. Wie Blodget am Montag schrieb, habe sich auch das Fernsehverhalten durch das Internet in den letzten fünf Jahren massiv verändert.

Demnach geht der Trend dahin, dass Fernsehsendungen, mit Ausnahme von Sport-Übertragungen und anderen Live-Sendungen, von den Zuschauern immer seltener zum Zeitpunkt der TV-Ausstrahlung gesehen werden. Im Gegenzug würden Mediatheken und On-Demand Videoportale zunehmend an Bedeutung gewinnen. Zudem werden Filme und Serie schon länger neben dem TV auch zwischendurch auf Laptops, Tablets und Smartphones gesehen. Das Nutzungsverhalten der Zuschauer würde somit laut Blodget immer seltener die klassischen Formen des linearen Fernsehens unterstützen. Für den Nutzer sei ein lineares TV-Programm zudem vergleichsweise teuer, da er zum großen Teil für Inhalte bezahlen würde, die er gar nicht sehen möchte.

Als aktuellste Nachrichtenquelle habe das Internet das Fernsehen bereits abgelöst und werde von vielen Nutzern auch als primäre Nachrichtenressource wahrgenommen. Lediglich bei großen Events und Krisen haben TV-Nachrichten mit Live-Berichterstattung die Nase in punkto Aktualität vorn. Dank der Zunahme von Streaming-Angeboten sieht Blodget das Internet jedoch auch auf diesem Sektor langfristig an der Spitze.

Noch seien die Auswirkungen der Veränderungen für die Kabelanbieter und Sendeanstalten nicht zu spüren, so der Branchenkenner weiter. Doch am Beispiel der Tageszeitungen werde deutlich, dass es bis zu einem Jahrzehnt dauern könne, bevor die Wirtschaft die Veränderungen massiv zu spüren bekommt. Durch das Wegbrechen des linearen Fernsehens könnten die Zuschauer dann ihr Geld sehr viel effektiver in Programminhalte investieren, die sie selbst wirklich sehen wollen, anstatt Pauschalbeträge an Kabelnetz- und Pay-TV-Anbieter zu entrichten. Auf der anderen Seite wären die Sendeanstalten und Programmanbieter gezwungen, bei der Produktion neuer Formate noch mehr auf die Wünsche der Zuschauer einzugehen und insgesamt effektiver zu wirtschaften.

Quelle: digitalfernsehen.de