In vier Fachvorträgen analysierte der Vorstand der Deutschen TV-Plattform am ersten Tag der IFA 2012 in Berlin die neuen Entwicklungstrends beim digitalen Fernsehen.

Die erfolgreiche Analog-Abschaltung beim Satelliten-TV in Deutschland als einem der wichtigen Empfangswege hat die Digitalisierung deutlich beschleunigt, konstatierte Gerhard Schaas, Vorstandsvorsitzender der Deutschen TV-Plattform, zu Beginn der Pressekonferenz. Mit dem Trend zu Smart-TV-Geräten, neuen Vernetzungsmöglichkeiten im Haushalt und der Weiterentwicklung der Rundfunkinfrastrukturen gebe es neue Arbeitsfelder. Um dabei zu konstruktiven Lösungen beizutragen, habe der Verein zwei neue Arbeitsgruppen gegründet und die AG Smart TV auf interaktive Anwendungen neu ausgerichtet so Schaas: "Damit ist die TV-Plattform bestens aufgestellt, um sich den Herausforderungen der Branche auch in den nächsten Jahren zu widmen".

Über HbbTV, hybride Endgeräte und die wachsende Beliebtheit von interaktivem Fernsehen informierte Jürgen Sewczyk, JS Consult/Eutelsat, Leiter der Arbeitsgruppe Smart TV. Der GfK Retail & Technology zufolge wurden zur Jahresmitte 2012 über 11 Millionen hybride Geräte im deutschen Markt abgesetzt, davon etwa 2,8 Mio. HbbTV-fähige Geräte. Laut einer vom ZVEI-Fachverband Consumer Electronics beauftragten Studie des GfK-Consumerpanels vom Mai 2012 werden 59 Prozent der im Markt befindlichen Smart-TV Geräte mit dem Internet verbunden und 76 Prozent der Zuschauer nutzen dann auch regelmäßig die neue Technologie. Zur IFA 2012 ist die zweite Version des "White Book" der Deutschen TV-Plattform mit einer vollständigen Marktanalyse zu Smart-TV erschienen. Der neue Flyer "Interaktives Fernsehen mit HbbTV auf Smart-TV-Geräten" ergänzt diese Fachpublikation. Die wachsende Vielfalt der HbbTV-Anwendungen steht auch am IFA-Stand des Vereins im Mittelpunkt.

Die AG Geräte und Vernetzung widmet sich den neuen Displaytechnologien, sowie der Interoperabilität, Steuerung, Auffindbarkeit und Zugang zu Inhalten. "Für Gerätehersteller und Entwickler ist gerade die allseitige, multimediale Vernetzung mit standardisierten Lösungen eine Herausforderung", umreißt Dr. Helmut Stein als AG-Leiter und Vorstandsmitglied der Deutschen TV-Plattform die Schwerpunkte: "Die Verbraucher erwarten Technik, die sich trotz ihrer Komplexität einfach bedienen lässt". Eines von drei AG-Projektteams beschäftigt sich konkret mit der Weiterentwicklung von HDTV sowie mit UHDTV und 3DTV.

Die Zukunft der klassischen wie auch der neuen, IP-basierten Rundfunkübertragungswege steht im Zentrum der neuen Arbeitsgruppe Infrastruktur der Deutschen TV-Plattform. Sie wird sich unter der Leitung von Dr. Ulrich Liebenow, MDR, auch für die zunehmend digitale Nutzung des Kabels sowie die Einführung digitaler Übertragungsverfahren wie der zweiten Generation von DVB-Standards einsetzen. Liebenow sieht im störungsfreien Zusammenspiel von Rundfunk und Mobilfunk "die Voraussetzung für die vielfältigen Geschäftsmodelle der Marktteilnehmer und für die Akzeptanz der Zuschauer".

Exklusiv präsentierten bei der Pressekonferenz der Deutschen TV-Plattform Andreas Fischer, Direktor der Niedersächsischen Landesmedienanstalt NLM, und Prof. Ulrich Reimers, Institut für Nachrichtentechnik der TU Braunschweig, den Abschlussbericht des DVB-T2-Projekts Nord. Primäres Ziel des Modellversuchs war es, die relevanten Parametersätze für eine mögliche Einführung von DVB-T2 in Deutschland zu identifizieren. Dafür benennt der auch als Buch unter dem Titel "Zukunft der Terrestrik: Terrestrik der Zukunft" vorliegende Bericht die frequenztechnischen, wirtschaftlichen und medienpolitischen Rahmenbedingungen und kommt zu dem Schluss: "Das System DVB-T2 ist technisch voll ausgereift und entsprechend marktfähig". Fischer erwartet innerhalb der nächsten sechs Monate eine Entscheidung über das Szenario zur Einführung von DVB-T2 in Deutschland.

Quelle: digitalfernsehen.de