Am Montagabend ist die Cebit, die weltweit größte Messe für Informationstechnik, offiziell in Hannover eröffnet worden. Im Fokus der Veranstaltung steht diese Jahr die Verbesserung des Datenschutzes im Internet. Kanzlerin Merkel appellierte bei der Eröffnung an mehr Vertrauen im Netz.
Cebit 2012: Startschuss mit Merkel-Appell - Vertrauen zählt CeBIT_teaser_top_13
Für die Eröffnung der diesjährigen Cebit in Hannover betraten am gestrigen Montagabend Bundeskanzlerin Angela Merkel (CDU) und der Verwaltungsratschef des Suchmaschinen-Riesen Google, Eric Schmidt, die Bühne und gaben offiziell den Messestartschuss. Die Frage nach höherer Sicherheit im Internet wird in diesem Jahr Schwerpunktthema sein. Ein sehr wichtiger Aspekt, wie Merkel findet: "Man muss sicher sein, dass die Daten nicht verschwinden und von anderen benutzt werden. Ich glaube, es ist ein sehr gutes Thema im Blick auf das, was die Cebit darstellt." Ohnehin sei die Messe längst kein bloßer Branchentreff mehr.

Neben der Diskussion rechtlicher Herausforderungen müsse der Ausbau der IT-Infrastruktur vorankommen, mahnte die Kanzlerin. "In der Informations- und Telekommunikationswirtschaft gibt es viele Bereiche, in denen wir noch deutlich besser werden können". Dies sei - zusammen mit der Bildung - "das A und O" moderner Netzpolitik.

Zugleich müsse die Kommunikation im globalen Datennetz allerdings offen und transparent bleiben. Schmidt erklärte, eine dauerhafte Zensur des Informationsaustauschs sei zum Scheitern verurteilt. Zwar gebe es inzwischen bereits 40 Länder mit Online-Zensur. Doch "kein Zensursystem kann je absolut sein", sagte er.

Die Technologie wird aus Schmidts Sicht zu einem großen Gleichmacher. Sie ermächtige die Menschen, staatliche Restriktionen und Barrieren für die Freiheit zu überwinden: "Das Web ist mehr als ein Computernetzwerk, es ist ein globales Bewusstsein". Vor allem das mobile Internet werde weltweit die Lebensbedingungen verändern.

Derweil hält jedoch auch die Kritik an Google an. Verbraucherministerin Ilse Aigner (CSU) warf dem Internet-Giganten "Lippenbekenntnisse" beim Datenschutz vor. "Es darf nicht sein, dass Verbraucher von tiefgreifenden, ihre persönlichen Daten betreffenden Änderungen der Geschäftsbedingungen überfallartig überrascht werden", warnte der Chef des Branchenverbands Bitkom, Dieter Kempf.

Von Dienstag bis Samstag können sich Besucher der Cebit auf dem Messegelände in Hannover über Produkte und Neuheiten von über 4200 Ausstellern aus 70 Ländern informieren. Die Organisatoren erwarten, dass die Besuchermarke von 339 000 aus dem Vorjahr übertroffen wird. "Mit der Cebit geht es seit einigen Jahren eindeutig aufwärts", sagte Niedersachsens Ministerpräsident David McAllister (CDU).

Partnerland der Cebit ist in diesem Jahr Brasilien. Präsidentin Dilma Rousseff sprach bei der Eröffnung von einer großen Ehre. Die Rolle der IT-Wirtschaft sei auch in der brasilianischen Politik und Verwaltung gewachsen. "Das darf kein Privileg bleiben. Digitales Ausgeschlossensein verschärft soziales Ausgeschlossensein", sagte Rousseff zur Verzahnung der Entwicklungs- und Kommunikationspolitik.

"Wir haben versucht, allgemeinen Zugang zu diesen Technologien zu schaffen", betonte sie. Brasilien sei 2011 bereits der weltweit drittgrößte Markt für Personalcomputer und der fünftgrößte für Handys gewesen. Es gebe schon 41 Millionen Breitbandzugänge.

Zum Auftakt der Cebit unterhielten sich Merkel und andere Gäste der Eröffnungsfeier per Live-Schaltung mit dem niederländischen Raumfahrer André Kuipers, der zurzeit an Bord der Internationalen Raumstation (ISS) arbeitet. Vor dem Kongresszentrum in Hannover forderten Mitglieder der Gesellschaft für bedrohte Völker Rousseff mit einer Mahnwache auf, sich gegen ein neues Waldschutzgesetz in Brasilien zu wenden. Es könnte nach Ansicht der Aktivisten den Lebensraum der Ureinwohner und die Natur gefährden.

Quelle: digitalfernsehen.de