Sky Deutschland ist ein bescheidener Sieger, kein Triumphgeheul nach dem klaren Sieg im Poker um die Fußball-Rechte. Sky-Boss Sullivan ist vor allem erleichtert: Die Rettungsmission für den Bezahlsender kann weiter gehen. Für die Telekom ist es ein Schlag, aber nicht das Ende.

Brian Sullivan hat seinen Sieg teuer erkauft. Sky Deutschland muss für die Bundesligarechte ziemlich tief in die Tasche greifen und für vier Spielzeiten fast 2 Milliarden Euro locker machen. Doch der Fußball ist für den noch immer rote Zahlen schreibenden Bezahlsender nach wie vor das wichtigste Verkaufsargument - und sichert den Münchnern nun für vier weitere Spielzeiten bis Mitte 2017 das Geschäft.

Auch deshalb hat Großaktionär und Medienmogul Rupert Murdoch Anfang des Jahres noch mal Hunderte Millionen in sein Lieblings-Investitionsobjekt gepumpt. So konnten die Münchner die Deutsche Telekom am Ende des spannenden Rechtepokers ausstechen - und den Bonnern überraschend auch die Rechte für die Live-Verwertung im Internet abnehmen. Für Sky ein unerwarteter Triumph, für die Telekom ein herber Rückschlag.

Lauter Jubel war am Dienstagnachmittag nach der Entscheidung aus München allerdings nicht zu hören. Sullivan ist vor allem erleichtert - und dürfte von seinem klaren Sieg ein wenig überrascht worden sein. Auch wenn der Amerikaner aus der "Bild"-Zeitung bereits beim Frühstück Spekulationen vernommen hatte, wonach wichtige Rechte bei Sky bleiben könnten.

Der Bieterkampf war der bisher größte Testfall für seine Strategie, das frühere Premiere nach mehr als 20 Jahren mit Verlusten endlich in die Gewinnzone zu führen. Anders als etwa Ex-Premiere-Chef Georg Kofler setzte Sullivan dabei nicht auf Krawall, sondern eher auf defensives Selbstbewusstsein.

Schulterschluss mit der unterlegenen Telekom

"Wir planen unsere Partnerschaft mit der Bundesliga nicht für die nächsten zwei, drei Jahre, sondern für die nächsten 20, 30 Jahre", hatte Sullivan bereits vor Monaten betont. Der Fußball sei eine wichtige Säule des Programms und Sky dabei auch ein wichtiger Partner für die Liga. "Es ist ein wenig eine symbiotische Verbindung." Auch das dürfte der DFL gefallen haben. Die Vereine wollten vor allem mehr Geld. Zugleich wollten sie aber auch Sicherheit und Verlässlichkeit. Genau das hat Sullivan zu bieten gehabt und die Liga griff zu.

Der unterlegenen Telekom dürfte Sullivan dennoch entgegenkommen. Darauf setzt auch Vorstandschef René Obermann, der die Ausschreibung in den letzten Wochen zur Chefsache erklärt hatte. Das Sprechen überließ er nun allerdings dem deutschen Marketing-Chef Christian Illek: "Ich bin enttäuscht und hätte mir einen anderen Ausgang erwünscht." Doch die Telekom, die wie der Konkurrent Sky für alle Live-Rechte geboten hatte, zeigt sich am Ende als fairer Verlierer und blickt nach vorn: "Mit Sky werden wir mittelfristig eine Einigung hinbekommen", meint Illek zuversichtlich.

Tatsächlich haben die Bonner auch keine Wahl, verfügen sie doch ab der Saison 2013/14 über gar keine Fußball-Übertragungsrechte mehr. Und das gilt nicht nur für das Internet-Fernsehen, sondern auch für die Mobilfunkrechte. Doch das wird aller Voraussicht nach trotzdem nicht das Ende der Bundesliga bei der Telekom sein. Schließlich will der Vorstand um Obermann das Fernsehgeschäft Entertain, das derzeit nur auf rund 1,6 Millionen Kunden kommt, weiter ankurbeln.

Seit Herbst vergangenen Jahres kann dieses Programm auch über Satellit empfangen werden. Mit dem Zugpferd Fußball-Live hoffte der Konzernvorstand, die Sparte noch attraktiver zu machen. Das ist gescheitert - zumindest in Teilen. Nun muss die Telekom auf Sky zugehen. Schon vor Wochen hatte deren Chef Sullivan die Bonner umgekehrt zur Zusammenarbeit eingeladen. Damals war ihm das von manchen Beobachtern noch als Taktik ausgelegt worden, doch der Manager dürfte Interesse daran haben, die Telekom mit ins Boot zu holen, auch um die hohen Kosten für sein Unternehmen zu drücken. "Wir sind offen für Partnerschaften", sagte Sullivan am Dienstag.

Auch für das Pay-TV insgesamt dürfte die Entscheidung für Sky wichtig sein, denn der deutsche Fernsehmarkt ist hart umkämpft und wandelt sich angesichts neuer Möglichkeiten vor allem durch das Internet und neuer Formate wie HD oder 3D ziemlich schnell. Hierzulande kämpfen gebührenfinanzierte öffentlich-rechtliche Sender auf fast allen Feldern mit Privaten, die sich vornehmlich über Werbung finanzieren. Für Bezahlsender war bislang wenig Platz. Doch längst setzen auch ProSiebenSat.1 oder RTL auf Pay-Angebote. Der lange gültige Satz, dass Bezahlfernsehen in Deutschland nicht funktioniert, steht somit auf dem Prüfstand.

Quelle: digitalfernsehen.de