Am 1. April startete mit RTL Nitro ein neuer Free-TV-Sender, der vor allem beim männlichen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren mit einem klassischen Programmmix aus Seriengeheimtipps, Klassikern und Spielfilmen punkten möchte. Obwohl von Anfang an kritisch beäugt, zeichnet sich nach 100 Tagen ab, dass dieses Vorhaben tatsächlich gelingen könnte.

"Fernsehen für Helden" - mit diesem Slogan wirbt der jüngste Spross der RTL-Sendergruppe, der seit dem 1. April 2012 auf Sendung ist. Gestartet ist RTL Nitro mit dem Anspruch, vor allem männliche Zuschauer in der werberelevanten Zielgruppe der 14- bis 49-Jährigen anzusprechen. Gelingen sollte dies mit einem Mix aus Spielfilmen, aktuellen US-Serienhits zur Primetime, Sitcoms am Vorabend und einem Mix aus Serienklassikern am Nachmittag. Damit verfolgt RTL quasi den Gegenentwurf zum Konkurrenten ProsiebenSat.1, der seit 2010 mit dem Spartensender Sixx vor allem beim weiblichen Publikum zwischen 14 und 49 Jahren sukzessive seinen Marktanteil ausbauen konnte. Die Erwartungen an RTL Nitro waren dementsprechend groß.

Fast ebenso groß war auch die Kritik, die an dem neuen Sender bereits in den ersten Monaten laut wurde. So gab es auch im Forum von DIGITALFERNSEHEN.de zahlreiche Stimmen, die behaupteten, dass Programm sei mit Wiederholungen von Serien wie "Hör' mal, wer da hämmert!", "Knight Rider" oder "Quincy" nicht viel mehr als eine Resteverwertung für ausgemusterte TV-Formate. Außerdem wurde kritisiert, dass die im Vorfeld angepriesenen US-Serienhits sich mit der Sitcom "Modern Family", der schwarzhumorige Krankenhaus-Serie "Nurse Jackie" oder der Bruckheimer-Reihe "Chase" nur auf wenige Sendeplätze beschränken würden. Gleichzeitig zeigte sich jedoch auch, dass Viele den neuen Sender als willkommene Abwechslung zum Einheitsbrei aus Casting-, Talk- und Reality-Formaten, der mittlerweile zu einem Großteil das Programm der großen Fernsehsender ausmacht, begrüßten.

Umso erleichterter dürfte man bei der Sendergruppe über die ersten Quoten des neuen Spartenkanals sein. Bereits im Startmonat hatte RTL Nitro in der werberelevanten Zielgruppe nach eigenen Angaben einen Marktanteil von 0,3 Prozent in der werberelevanten Zielgruppe erreichen können und schon im Folgemonat baute der Sender die Sehbeteiligung auf 0,5 Prozent aus. Als besten Tageswert wieß der Sender dabei einen Markanteil von 1, 0 Prozent am 8. Mai aus, der vor allem von den Primetime-Spielfilmen "Die Liga der außergewöhnlichen Gentlemen" und "28 Weeks later" getragen wurde. Besonders erfolgreich sei der Sender nach eigenen Angaben mit der Serie "Knight Rider" gewesen, die in der Daytime Quotenanteile bis zu 5,0 Prozent erreichte.

Doch auch in der Primetime feierte RTL Nitro mit seinen US-Serienhits erste Erfolge beim Kampf um die Zuschauergunst. Am Montag (2. Juli) kam etwa die Serie "Modern Family" auf einen Wert von 0,5 Prozent Sehbeteiligung in der werberelevanten Zielgruppe. Auch am Mittwoch (4. Juli) erreichte der Sender mit der Jerry Bruckheimer-Produktion "Chase" um 20.15 Uhr einen Marktanteil von 0,5 Prozent. Beim Gesamtpublikum kam die Serie immerhin auf 0,3 Prozent, ein beachtlicher Wert für den jungen Sender.

Wie RTL Nitro-Pressesprecher Claus Richter gegenüber DIGITALFERNSEHEN.de mitteilte, seien die guten Quoten mit ausschlaggebend für die Entscheidung gewesen, die Marktanteile ab dem 2. Juli über AGF/GfK auszuweisen. So sei der starke Start des Senders auch ein positives Signal für die Werbewirtschaft. Der Sprecher betonte auch, dass das Programm von RTL Nitro bei beiden Geschlechtern gut angenommen werde, jedoch mit einem leichten Überhang beim männlichen Publikum - "So haben wir uns das auch vorgestellt."

Auch in Zukunft will RTL Nitro angreifen. Ein Schritt in diese Richtung kann die am 27. Juni erzielte Einigung mit dem größten Kabelnetzbetreiber Kabel Deutschland über die Ausstrahlung des Free-TV-Senders in den netzen des Anbieters sein. Seit dem 3. Juli kann RTL Nitro ein noch größeres Publikum erreichen. Das ist auch das Ziel des Senders, wie Claus Richter bestätigte. Deshalb soll RTL Nitro im Gegensatz zu anderen Spartensendern der RTL Group auch in Zukunft nicht ins Pay-TV wechseln und für möglichst viele empfangbar bleiben: "Pay-Kanäle besetzen meist eine thematische Nische, wie z.B. RTL Crime mit Krimi und Action. RTL NITRO ist programmlich und von der Zielgruppenansprache viel breiter aufgestellt. Unser Ziel ist Reichweite - das geht nur im Free-TV."

Quelle: digitalfernsehen.de