Am Ende ging es ganz schnell: Die Verantwortlichen der ARD haben bei einer Krisensitzung am Mittwoch beschlossen, Thomas Gottschalk von seinem werktäglichen Leiden zu erlösen. Die quotenschwache Vorabend-Show "Gottschalk Live" wird am 7. Juni zum letzten Mal ausgestrahlt.

"Die Intendantinnen und Intendanten der ARD haben heute die Programmentscheidung getroffen, die Sendung 'Gottschalk Live' mit Beginn der Sommerpause zu beenden. Grund ist die geringe Publikumsresonanz. Thomas Gottschalk wird damit am 7. Juni 2012 zum letzten Mal im Vorabendprogramm des Ersten seine Gäste begrüßen", hieß es in einer dürren Stellungnahme am Nachmittag. Gottschalk teilt damit das Schicksal seines Sat.1-Kollegen Harald Schmidt. Auch dieser kehrt nach der Sommerpause mit seiner Late-Night-Show nicht mehr auf den Bildschirm zurück.

Gleichwohl dankte die ARD-Vorsitzende Monika Piel dem langjährigen "Wetten, dass..?"-Moderator höflich für seine "große Begeisterung, seine Kreativität und seine Risikobereitschaft". Sie finde es "schade", dass "Gottschalk Live" beim Publikum nicht den Zuspruch gefunden habe, den alle Beteiligten dem Format gewünscht hätten.

"Es war ein Experiment, auf das sich Thomas Gottschalk mit seiner ganzen Persönlichkeit eingelassen hat. Er ist mit uns gemeinsam das Wagnis für ein neues Sendekonzept für den Vorabend eingegangen. Wir werden nun in aller Ruhe gemeinsam über eine Zusammenarbeit in anderer Form nachdenken", sagte Piel. Mit anderen Worten: Wann und mit welchem Format Gottschalk bei der ARD auf den Bildschirm zurückkehrt, ist derzeit ungeklärt. Ein Plan B scheint in den vergangenen Wochen, als sich der Misserfolg der Sendung bereits abzeichnete, nicht entwickelt worden zu sein.

An den Tagen, an denen die ARD im Sommer keinen Sport sendet, ist zunächst Dieters Nuhrs Vorabendshow "Null gewinnt" auf Gottschalks Sendeplatz vorgesehen - 33 Ausstrahlungstermine sind für Nuhr geplant. Gottschalk startete nach seinem Wechsel vom ZDF am 23. Januar in der ARD, enttäuschte aber mit schwachen Quoten. Zuletzt hatten die ARD-Intendanten aufgrund des mäßigen Zuspruchs sogar ein Absinken des senderweiten Durchschnitts beklagt.

In der jüngeren Vergangenheit hatte die ARD-Vorsitzende Monika Piel noch zur Ruhe gemahnt. Man solle der Sendung "Raum zur Weiterentwicklung" geben. "Es wäre ja auch unsinnig, zeitgleich mit dem Relaunch der Sendung "Gottschalk Live" deren vorzeitiges Ende zu beschließen." NDR-Intendant Lutz Marmor ergänzte, der im März vollzogene Relaunch des Formats sei notwendig und sinnvoll gewesen. Und: "Dabei werden wir Thomas Gottschalk unterstützen."

Die ARD hatte im Februar den früheren Chefredakteur des Satiremagazins "Tempo" an Bord geholt, um der kriselnden Sendung auf die Sprünge zu helfen. Markus Peichl hatte daraufhin die Redaktion aus dem Berliner Studio geworfen, Sitzplätze für ein Publikum installieren lassen und die als Wohnzimmer angelegte Kulisse zur Showbühne umfunktioniert. Wenig charmant attestierte er Gottschalk, ein Entertainer, aber kein Moderator zu sein. Zuletzt war die Sendung im hektischen Umbau dann nicht einmal mehr live, sondern mit zwei Stunden Zeitversatz als Aufzeichnung ausgestrahlt worden.

Gottschalk war nach seinem Ausstieg bei der ZDF-Unterhaltungsshow "Wetten, dass..?" im Dezember seit dem 23. Januar viermal wöchentlich live auf Sendung in der ARD und kam bei den Marktanteilen bis zuletzt nur selten über die Fünf-Prozent-Marke hinaus. Zeitweise schalten sich weniger als eine Million Zuschauer im Gesamtpublikum ab 3 Jahren in die werktägliche Plauderstunde mit wechselnden prominenten Gästen ein.

Der Moderator selbst zeigte am Mittwoch Verständnis für den Beschluss der ARD: "Ich nehme diese Entscheidung der Intendanten mit Bedauern zur Kenntnis, habe aber volles Verständnis dafür". Es sei von Anfang an klar gewesen, dass das Format ein Experiment gewesen sei. Ihm selbst wäre das Risiko "zu jeder Zeit" bewusst gewesen. "Über das Schicksal eines Fernsehmoderators entscheidet das Publikum und ich muss zur Kenntnis nehmen, dass es mir nicht gelungen ist, an diesem Programmplatz genügend Zuschauer zu begeistern", so Gottschalk.

Quelle: digitalfernsehen.de